Serdar Dursun: Zwischen Genie und Wahnsinn

Lilien-Angreifer durchlebt ein Wechselbad der Gefühle

Seine mentale Stärke hatte Serdar Dursun eindrucksvoll unter Beweis gestellt, doch das furiose 2:2 gegen Jahn Regensburg ging auch an ihm nicht spurlos vorbei. „Das war schon Wahnsinn“, sagte der Angreifer nach dem Spiel in der Mixed Zone vor Journalisten. Einen Elfmeter hatte er verschossen, dann mit zwei Toren das Spiel gedreht, doch am Ende reichte es nur für ein Unentschieden.

Nach dem Eigentor durch Dario Dumic nach einer Viertelstunde habe die Mannschaft Charakter gezeigt und 90 Minuten auf ein Tor gespielt, sagte der 28 Jahre alte Deutsch-Türke. „Seit langem haben wir keinen Gegner mehr so reingedrückt. Und die Zuschauer haben uns voll mitgenommen. Das war sehr positiv heute.“

„Normalerweise hau ich den rein“

Doch als er dann in der 74. Minute den Elfmeter über das Tor jagte, drohte die Stimmung zu kippen. „Normalerweise hau ich die rein. Aber in dem Moment geht er ein bisschen hoch“, sagte er. Die Fußballer-Binsenweisheit, dass der Gefoulte nicht selber schießen soll, ist für ihn „Schwachsinn.“. Das solle man jedem selbst überlassen. Schließlich habe er seinen letzten Elfmeter gegen Kiel auch verwandelt, nachdem er vorher gefoult worden war.

Den Unmut des Publikums nach dem Fehlschuss konnte Dursun jedoch verstehen. „Wenn ich Zuschauer bin, fluche ich halt zwei Minuten. Das ist Fußball.“ Die Mannschaft habe ihn jedoch aufgebaut – und er sei mental stark.

„Jeder macht Fehler. Vorne wie hinten“                                        

Dann gelangen ihm seine beiden Tore in der 88. und 90. Minute – seine ersten Treffer seit Mitte September, als er zuletzt beim 3:3 gegen den 1. FC Nürnberg ebenfalls doppelt getroffen hat. „Ich habe gedacht: Boah, wir sind so knapp davor.“

Doch in der vierten Minute der Nachspielzeit patzte Keeper Marcel Schuhen, ließ eine Flanke durchrutschen, so dass die Gäste ausgleichen konnten. „Das Tor kann passieren“, sagte Dursun. So wie die Mannschaft ihn nach dem Elfmeter aufgebaut habe, habe man das auch mit Schuhen gemacht. „Fußball ist ein Teamsport. Jeder macht Fehler. Vorne wie hinten.“

Am Ende war er unzufrieden. „Das Beste wäre heute gewesen, wenn wir 1:0 gewonnen hätten. Ich wollte unbedingt die drei Punkte. Tor oder nicht Tor – das ist unwichtig für mich“, sagte er. Dann verabschiedete er sich freundlich, drehte sich um und murmelte im Weggehen nochmals: „Wahnsinn!“

 

Von Stephan Köhnlein

Fotos: Arthur Schönbein 

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