Vorteile für alle Beteiligten

Sie gestalteten den Infoabend zum Landschaftspflegeverband: Gabriel Siebert und Elke Grimm von der Unteren Naturschutzbehörde sowie Dr. Dietmar Simmering und Anne Koszela (von links).  Foto: Kreisverwaltung

Infoveranstaltung zum Landschaftspflegeverband

Kreis Groß-Gerau – Ein Projekt der interkommunalen Zusammenarbeit (IKZ) ist der Landschaftspflegeverband Kreis Groß-Gerau e.V., für den eine Projektgruppe in den vergangenen Monaten den Satzungsentwurf und die Beitragsordnung entworfen hat. In seiner kommenden Sitzung am 9. März wird der Kreistag über den Beitritt des Kreises zu diesem Verein beschließen.
Im Vorfeld kamen in der vergangenen Woche rund 80 Vertreter und Vertreterinnen der interessierten Kommunen, Naturschutzverbände und aus der Landwirtschaft im Landratsamt bei einer Infoveranstaltung zusammen. Dazu eingeladen hatte die Untere Naturschutzbehörde, durch den Abend führten Elke Grimm und Gabriel Siebert vom Fachdienst Natur-, Wasser- und Bodenschutz der Kreisverwaltung.

Die drei genannten Gruppen sollen und wollen im Landschaftspflegeverband zusammenarbeiten, um den Reichtum an Lebensraum für Tier- und Pflanzenwelt und die biologische Vielfalt im Kreis Groß-Gerau zu erhalten. Dabei geht es um die Pflege vorhandener Biotope genauso wie um die von Ausgleichsflächen, die als Kompensation für Bauvorhaben dienen, welche in die Natur eingreifen. Die bisherigen Strukturen bei den Verantwortlichen, die stark auch auf ehrenamtliche Hilfe bauten, sind zu schwach, um der Aufgabe optimal gerecht zu werden. Es fehlt zum Teil zudem an der nötigen Ausstattung, um Hecken, Gräben und Streuobstwiesen zu pflegen.

Daher wäre ein Pflegeverband hilfreich, wie die beiden Vortragenden an dem Abend verdeutlichten. Dr. Dietmar Simmering, Landeskoordinator Hessen des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege e.V., beschrieb dabei die allgemeinen Voraussetzungen und Aufgaben sowie Fördermöglichkeiten. Anne Koszela, Umweltbeauftragte der Gemeinde Trebur und Leiterin der IKZ-Projektgruppe, ging konkret auf den Kreis Groß-Gerau ein.

Das Land unterstützt das Vorhaben, in Hessen flächendeckend auf Kreisebene Landschaftspflegeverbände (LPV) zu gründen, sagte Dr. Simmering. Dies helfe auch, etwaige Konflikte zwischen den verschiedenen Nutzergruppen von Flächen zu lösen. Grundvoraussetzung für einen LPV sind die Drittelparität von Kommunen, Naturschutzverbänden und Landwirtschaft sowie die Freiwilligkeit. „Ein Landschaftspflegeverband ist eine Schnitt- und Schaltstelle, ein Dienstleister für Kommunen und Kreise sowie ein Partner für Landwirtschaft und Naturschutz.“

Zu den Aufgaben zählt an oberster Stelle die Biotoppflege, die von Landwirten übernommen werden kann, denen sich damit zugleich neue Einkommensquellen auftun. Auch die Betreuung von Schäfereibetrieben, die Umsetzung von Maßnahmen der Wasserrahmenrichtlinie, die Planung von Ausgleichsflächen und Beratung zählen zu den Themen eines LPV. Der Verband, der als Verein organisiert ist, finanziert sich über Mitgliedsbeiträge und Projektmittel aus verschiedenen Fördertöpfen. Ab 2020 sichert eine Förderrichtlinie des Landes Hessen Personal- und Sachkosten, wenn die Pflege von Schutzgebieten ebenfalls organisiert wird, erläuterte Dr. Dietmar Simmering. Die Kosten für eine halbe Stelle in der Geschäftsstelle seien sicher.

Der Referent riet den künftigen Aktiven im Kreis Groß-Gerau, den LPV organisch zu entwickeln und nicht zu viel auf einmal zu wollen. „Wichtig sind Fachkompetenz und Kreativität im Vorstand, eine funktionierende Geschäftsstelle mit hauptamtlichem Personal, Neutralität und Langfristigkeit sowie regionale Verankerung“, sagte Dr. Simmering. In einem engmaschig geknüpften Netzwerk könne der Verband seine Aufgaben erfahrungsgemäß gut erfüllen.

Das Interesse bei den Kreiskommunen am Landschaftspflegeverband, der möglichst in diesem Sommer bei einer Mitgliederversammlung gegründet werden soll, ist groß, sagte Anne Koszela. Allerdings müssten nun in den Kommunen bis Ende Mai die politischen Beschlüsse gefasst werden. Zum bereits vorhandenen Finanzierungskonzept zählt nach ihren Worten zusätzlich zu den erwähnten Bestandteilen ein einmaliger 100.000-Euro-Zuschuss über die IKZ, wenn mindestens vier Kommunen dem LPV beitreten.

Anne Koszela betonte in ihrem Vortrag nicht nur, dass es im Sinne der Biodiversität „dringenden Handlungsbedarf gibt“, sondern auch, dass alle Beteiligten vom Pflegeverband Vorteile von diesem „Brückenbau“ haben: die Kommunen, weil ihre vielfältigen Flächen langfristig erhalten sowie fachmännisch und kontinuierlich gepflegt werden; die Naturschutzverbände, weil ihre Ehrenamtlichen unterstützt und die Pflege von Biotopen verbessert werden – gerade auch „im Hinblick auf die hohe naturschutzfachliche Bedeutung des Kreises Groß-Gerau als Hotspot der biologischen Vielfalt“; und schließlich die Landwirtschaft, weil es einen gleichberechtigten Austausch zwischen ihr und dem Naturschutz gibt, finanzielle Vorteile durch Pflegeaufträge entstehen, die Kulturlandschaft erhalten wird und die jeweiligen Interessen besser abgestimmt werden können.

Letztlich profitieren alle – auch die Bevölkerung – von Kosteneinsparungen, Arbeitsentlastung, Qualitätsverbesserungen, der Erfüllung von Aufgaben, der Bündelung von Fachwissen und der Umweltbildung. Dass noch einige Details vor den politischen Beschlüssen und der Gründungsversammlung zu klären sind, wurde bei den Fragen im Anschluss an die Vorträge deutlich. Doch am Ende war klar, dass der Landschaftspflegeverband mit all seinen Vorteilen für Landschafts- und Naturschutz von der Mehrheit geschätzt und daher angestrebt wird.

ggr

 

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