Lieberknecht: Das passt nicht zu den Lilien-Fans

Torsten Lieberknecht und Markus Anfang vor dem Spiel an der Seitenlinie im Gespräch. Foto: Arthur Schönbein

Darmstadt-Coach kritisiert Schmährufe gegen seinen Vorgänger Anfang

Es war ein schwerer Gang in die Fankurve nach dem klaren 3:0-Sieg über Werder Bremen. Denn Respekt ist Torsten Lieberknecht wichtig, wie er immer wieder betont. Das betrifft seine Spieler ohne Unterschied, ob Leistungsträger oder Reservist. Und das umfasst auch seine Trainerkollegen. Zugleich ist es dem Coach des SV Darmstadt 98 aber auch wichtig, nah an den Fans zu sein. Auch das betont er immer wieder.

Die beleidigenden Schmähgesängen gegen den letztjährigen Lilien-Trainer Markus Anfang von Teilen des Darmstädter Anhangs stürzten Lieberknecht in ein Dilemma. „Das war ein schwieriger Moment“, sagte er über die Momente vor dem Weg zu den Fans. „Der Respekt gegenüber Markus und seiner Arbeit hier bei den Lilien mit der stärksten Rückrunde aller Zeiten ist bei mir schon sehr ausgeprägt.“

Deswegen habe er überlegt, ob er vor die Südtribüne gehen solle. „Aber letztlich freut man sich dann auch mit – für uns, für die Fans, für meine Mannschaft. Da haben es die Menschen auch verdient, dass man sich noch einmal zeigt.“

Lieberknecht: Das passt nicht zu den Lilien-Fans

Lieberknecht stellte klar, dass es ihm bei den Gesängen nicht um das häufig an diesem Tag zu hörende „Siehst Du Anfang, so wird das gemacht“ ging. „Es gab andere Unmutsäußerungen, bei denen ich sage: Das hat der Markus nicht verdient.“

Natürlich habe jeder Trainer und Spieler in seiner Karriere schon Schmährufe und -gesänge über sich ergehen lassen müssen. „Aber das passt in dieser Form nicht zu den Lilien-Fans“, sagte er. Der Darmstädter Anhang sei doch ein sehr offenes und begeisterungsfähiges Publikum. „Es gab ein paar Sachen, die haben mir nicht gefallen.“

Grund für die aufgeheizte Atmosphäre war der Abgang Anfangs im Sommer, der beim SV Darmstadt 98 einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen hatte. Insbesondere bei der Frage, ob es eine Ausstiegsvereinbarung gab, widersprechen sich beide Seiten. Präsident Rüdiger Fritsch hatte vor dem Gastspiel Anfangs am Böllenfalltor erklärt, er glaube nicht, dass es bei den Fans gut ankomme, wenn sich jemand aus einem laufenden Vertrag herauslaviere. Doch was Anfang dann an alter Wirkungsstätte von einem Teil des Lilien-Anhangs zu hören bekam, ging deutlich unter die Gürtellinie.

Anfang: Darmstadt wird für mich in positiver Erinnerung bleiben

Anfang antwortete auf die Frage, ob er sich einen anderen Empfang gewünscht hätte, er sei von den Menschen, mit denen er täglich zusammengearbeitet habe, sehr freundlich empfangen worden. „Die haben mich in den Arm genommen und geherzt und sich gefreut, mich zu sehen“, sagte er. „Darmstadt wird für mich trotz der einen oder anderen Gesänge heute für mich in positiver Erinnerung bleiben.“

Von Stephan Köhnlein

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