Kein Platz für Hass

Sie zeichneten für den Fachtag für Demokratie und Menschenwürde verantwortlich (von links): Regina Plettrichs, Leiterin des Fachbereichs Steuerung der Kreisverwaltung, Referentin Ece Kaya, Nilüfer Kuş, Koordinatorin der Fachstelle gegen Rechtsextremismus und Rassismus Kreis Groß-Gerau, und Sedef Yıldız, Leiterin des Büros für Integration des Kreises.                       Foto: Kreisverwaltung

Erster Teil des Fachtags für Demokratie und Menschenwürde

Kreis Groß-Gerau – „Kein Platz für Hass“ lautet der Titel des Fachtags für Demokratie und Menschenwürde 2020 des Kreises in diesem Jahr. Die dreiteilige Veranstaltung ist diesmal zugleich das Vernetzungstreffen gegen Rechtsextremismus und Rassismus im Landkreis Groß-Gerau. Der erste Teil – mit einem Vortrag der Frankfurter Erziehungswissenschaftlerin Dr.*in Ece Kaya – fand zum Internationalen Tag der Demokratie als Kombination aus Präsenzveranstaltung im Landratsamt und Livestream statt.

Die Referentin, die unter anderem die Forschungsstelle NS-Pädagogik an der Goethe-Uni in Frankfurt leitet, informierte zum Rassismus-Begriff und sprach über Ursprünge und Kontinuitäten des (Kolonial-)Rassismus. Sie ging dabei auf typische Merkmale von Rassismus ein, wie etwa Täter-Opfer-Umkehr, Zuschreibung bestimmter Merkmale in Richtung einer großen Menschengruppe, die „Identitätskonstruktion des Eigenen im Gegensatz zum Fremden“, Sozialneid, tradierte Feindbilder und die Bündelung von Stereotypen. Ihre Beispiele dafür kamen aus unterschiedlichsten Zeiten und Gesellschaften: von der Kolonialzeit Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts in Afrika, über die Zeit des Nationalsozialismus bis zur deutschen Gegenwart, wo aus chauvinistischen und brutalen Worten immer öfter mörderische Taten werden. Auch darum hatten sich die Gäste der Veranstaltung zu Beginn in Gedenken an die Opfer rassistischer und rechtsextremer Verbrechen der jüngeren Vergangenheit in Deutschland von ihren Plätzen erhoben.

Der Kreis Groß-Gerau will Morden wie in Hanau im Februar dieses Jahres etwas entgegensetzen und deutlich sagen: Stopp, es reicht! „Wir wollen nicht sprachlos sein. Wir möchten dazu beitragen, dass sich solch schreckliche Taten nicht wiederholen. Der Kreis will aufklären, mahnen, zum friedlichen Zusammenleben und zur Stärkung der Demokratie aufrufen. Daran arbeitet unser Büro für Integration, daran arbeitet unser Netzwerk für Demokratie und daran arbeitet unsere Fachstelle gegen Rechtsextremismus und Rassismus“, betonte Landrat Thomas Will, der wie Sedef Yıldız, die Leiterin des Büros für Integration, zur Veranstaltung begrüßt hatte.

Referentin Ece Kaya gab den Zuhörenden am Ende noch einige Ratschläge, wie sie dazu beitragen können, rassistische Tendenzen zu bekämpfen. Das fange bei der kritischen Selbstreflexion eigener tradierter Positionen an und gehe weiter mit: Rassismus sowie rechtspopulistische Positionen erkennen und beim Namen nennen, Solidarität mit Betroffenen zeigen, Vorurteilen und Zuschreibungen widersprechen, das Verschleiern von Begriffen vermeiden. Wichtig sei es, „zu analysieren, sich zu positionieren, zu vernetzen und zu engagieren“.

Dies geschieht bereits im Kreis mit seinem Netzwerk, wie Nilüfer Kuş, Koordinatorin der Fachstelle gegen Rechtsextremismus und Rassismus Kreis Groß-Gerau, sagte. Auch sie betonte zu Beginn des Fachtags: „Wir wollen klar und deutlich darüber reden: Rassismus verschlägt den Atem. Es reicht!“ Sie stellte die vielfältige Netzwerkarbeit vor, die auf Kreisseite ab Oktober noch durch eine Projektstelle verstärkt wird. Zum Arbeitsprogramm der Fachstelle zählen zum Beispiel die Internationalen Wochen gegen Rassismus, die Verleihung des Come-Together-Preises, Antirassismus-Trainings, Vernetzungstreffen, die Aktionswoche zum 1. Juli, dem Tag gegen antimuslimischen Rassismus. „Wir wollen außerdem unser Beratungs- und Unterstützungsangebot verstärken“, so Nilüfer Kuş, „und die Kooperation mit Sicherheitsbehörden und Schulen intensivieren.“

Sie informierte zudem darüber, dass es Förderprogramme für Maßnahmen gibt, die im Internet auf www.kreisgg.de/netzwerk-demokratie beschrieben sind. Wer Kontakt mit dem Netzwerk aufnehmen will kann dies per Telefon (06152 989772) tun oder per Mail an netzwerk-demokratie@kreisgg.de. An diese Adresse sollte auch schreiben und sich anmelden, wer an den Online-Talks zum Thema „Kein Platz für Hass“ am 17. und/oder 24. September, jeweils von 17 bis 18.30 Uhr teilnehmen möchte (nähere Infos unter www.kreisgg.de).

ggr

Landrat Thomas Will bei der Begrüßung zum Fachtag. Foto: Kreisverwaltung

 

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