Darmstadt-Coach Dimitrios Grammozis über das Internet und respektvollen Umgang

„Es braucht nicht viel Mut, sich in der Anonymität zu verstecken“

Seit Februar 2019 ist Dimitrios Grammozis Cheftrainer des SV Darmstadt 98. Der in Wuppertal geborene Grieche liest nach eigener Aussage keine Internetforen. Als Kind des Ruhrpotts bevorzugt der 41-Jährige die direkte Ansprache, wie er in einem Interview des Online-Magazins Lilienblog verriet, das der Gerauer Rundblick in Auszügen abdruckt.

Herr Grammozis, Sie haben viel gesehen von Deutschland, waren Spieler in Uerdingen, Hamburg, Kaiserslautern, Köln und Bochum. Welcher dieser Städte kommt Darmstadt denn am nächsten?

Grammozis: Schwer zu sagen. Darmstadt ist eine gute Mischung, vielleicht auch wegen seiner zentralen Lage. Ich habe hier Leute getroffen, die sind wie im Ruhrpott: klar, direkt, geigen dir auch Mal die Meinung. Aber es gibt auch Leute, die ein bisschen reservierter sind und erstmal etwas beobachten.

Kurz vor Weihnachten waren Sie bei einem Treffen der Fan- und Förderabteilung (FuFa) mit den Fans. Wie war Ihr Eindruck im direkten Kontakt mit den Anhängern?

Grammozis: Das war eine neue Erfahrung, das hat es in Darmstadt – so wurde es mir von den Veranstaltern mitgeteilt – lange nicht gegeben. Ich fand den Austausch sehr gut. Der lief auch bei kritischen Fragen immer auf einem sehr respektvollen Niveau.

Wie wichtig ist Ihnen die Nähe zu den Fans?

Grammozis: Sehr wichtig. Ich finde diesen Respekt haben sie verdient, wenn sie viele Kilometer zu den Spielen fahren, ihre privaten Termine danach ausrichten und bei Wind und Wetter im Stadion stehen. Da ist es das Mindeste, den Leuten zuzuhören. Das habe ich schon als Spieler getan.

Wie haben Sie die Stimmung rund um den Verein in den vergangenen Wochen wahrgenommen?

Grammozis: Unterschiedlich. Natürlich gibt es wie in jedem Verein Kritik, wenn es mal nicht so läuft. Ein großer Teil der Fans hat uns sehr gut unterstützt, auch als es nicht so lief und die Ergebnisse nicht so positiv waren.

Die Veranstaltung bei der FuFa sollte auch den respektvollen Umgang miteinander fördern. Haben Sie Respektlosigkeit erfahren?

Grammozis: Also, ich lese jetzt keine Internet-Foren. Die Aussagen dort haben natürlich eine potenziell höhere Reichweite, weil viele Personen sie lesen können, sie sind aber sehr unpersönlich. Und es braucht auch nicht viel Mut, sich in der Anonymität des Internets zu verstecken. Da finde ich so etwas wie das FuFa-Treffen deutlich besser. Da gibt es die Gelegenheit, Kritik auch direkt zu äußern.

Es gab im Internet Sätze wie „Der Grieche muss weg“ oder „Der Grieche soll endlich abhauen“. Berührt Sie das?

Grammozis: Auf der einen Seite schon. Ich bin in Deutschland geboren, hier aufgewachsen und habe die meiste Zeit meines Lebens hier verbracht. Da ist es schade, wenn man solche Kommentare hört. Aber das ist eine absolute Minderheit. Der Großteil der Fans würde solche Parolen nicht anschlagen und verurteilt sie auch.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein