„Am Ende müssen die Ergebnisse stimmen“

Darmstadt-Trainer Dirk Schuster im Interview über die Perspektiven in Darmstadt

Trainer Dirk Schuster vom SV Darmstadt 98 hat Verständnis für den wachsenden Unmut im Umfeld. Hurra-Fußball bei den Lilien hält er jedoch nicht für zielführend, wie er im zweiten Teil unseres großen Interviews verrät. Außerdem spricht er über Fluch und Segen von Leihspielern, die Aussichten für die zweite Saisonhälfte und mögliche Abgänge von nach Saisonende.

Herr Schuster, im Stadion war angesichts des Saisonverlaufs zuletzt zumindest vereinzelt schon etwas Unmut zu hören. Haben Sie Verständnis für eine gewisse Unzufriedenheit?

Es geht um nichts anderes, als den SV Darmstadt 98 auf Dauer in der Zweiten Liga zu etablieren. Dass das schwierig wird, ist uns klar. Auch dass es die eine oder andere unzufriedene Stimme gibt, ist ganz normal. In der vergangenen Saison hatte man nach dem Bundesliga-Abstieg finanziell wesentlich größere Möglichkeiten bei der Kaderzusammenstellung als diese Saison, dennoch hat man gesehen, wie unheimlich eng es zugegangen ist. Wir müssen uns fragen: Ist ein Hurra-Fußball in Darmstadt mit dem vorhandenen Kader machbar? Vor allem aber: Ist das erfolgreich? Am Ende müssen die Ergebnisse stimmen. Denn wegen der großen Investitionen in die Infrastruktur ist es für den Verein zwingend notwendig, die Klasse zu halten.

Was muss passieren, dass es in Darmstadt nicht jedes Jahr einen personellen Umbruch gibt?

Gute Frage. Veränderungen wird es immer geben. Die braucht man auch. Wichtig ist eine zentrale Achse, an der sich jeder ein bisschen festhalten kann.
Nach Möglichkeit sollte jede Position doppelt und nahezu gleich stark besetzt sein, so dass man nur noch punktuell Spieler holt, die dann die Qualität nochmals steigern.

Ihr Kapitän Aytac Sulu ist weg, ein Schlüsselspieler wie Marcel Heller ist mit 32 Jahren ja auch schon älter. Dazu drohen Abgänge, wenn Spieler sich empfehlen wie zum Beispiel Torhüter Daniel Heuer Fernandes …

In der Vergangenheit haben wir immer von der Hand im Mund gelebt. Man hat Leihspieler geholt, die mussten wieder weg. Das hat zu den ständigen Umbrüchen geführt. Und dann gibt es Spieler, die wecken bei anderen Vereinen Begehrlichkeiten. Sie haben Heuer Fernandes genannt, vielleicht auch Joevin Jones oder Serdar Dursun, wenn er so weiter macht. Da muss man sehen, was für alle Beteiligten das Intelligenteste ist. Und dann kann es sein, dass es wieder einen Umbruch gibt. Aber das ist im
Moment das Schicksal von Darmstadt 98.

Also keine Hoffnung auf eine Änderung?

Wir hoffen natürlich, dass sich das ändert, indem wir Spieler auch an den Verein binden können und nicht ewig und drei Tage mit Leihspielern arbeiten. Um die kurzfristigen Ziele zu erreichen, sind Leihspieler etwas Wunderbares. Aber die gehen irgendwann mal wieder weg …

Und wie sieht es mit den Winterneuzugängen aus? Leihspieler oder feste Verpflichtungen?

(lacht) Ich glaube, es könnte ein Mix werden

In der Rückrunde wird ein großes Loch im Stadion klaffen. Die Gegengerade, die viel zur Unterstützung der Mannschaft beigetragen hat, wird abgerissen. Befürchten Sie Folgen?

Einen Stimmungsabfall wird es meiner Meinung nach schon geben, weil die Gegengerade eine große Rolle gespielt hat. Da fehlt schon was. Aber wir wissen, dass wir gezwungen sind, etwas am Stadion zu verändern, um konkurrenzfähig zu bleiben. In diesen sauren Apfel müssen wir beißen. Und wir hoffen, dass die Zuschauer von der Gegengerade einen anderen Platz im Stadion finden und uns weiter lautstark unterstützen.

Von Stephan Köhnlein

Foto: Arthur Schönbein

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